Nicht kategorisiert
Projekt: „Verständigung im Fokus“ – Jugenddialoge zum Nahostkonflikt
Die Terroranschläge in Israel durch die Hamas vom 7. Oktober 2023 und der der dadurch ausgelöste Krieg haben vielfältige und häufig sehr emotionale Reaktionen weltweit ausgelöst. Sie sind, so erfahren wir es täglich im Rahmen unserer Jugendarbeit, auch Thema in Jugendvereinen, kommunalen Freizeit- und Bildungseinrichtungen in Düsseldorf.
In der Auseinandersetzung zwischen jungen Menschen und pädagogischen Fachkräften um den angemessenen Umgang mit diesem Konflikt sind Situationen im pädagogischen Setting häufig kompliziert, emotional hoch aufgeladen und eskalieren mitunter gewalttätig.
Zum einen erfahren junge Menschen durch Medienberichte, durch Social-Media-Kanäle oder familiäre Bindungen zu den betroffenen Regionen ein hohes Maß an psychischem Stress und erleben Hilfslosigkeit angesichts der räumlichen Distanz zum Konflikt.
Im Besonderen erleben junge Menschen mit jüdischem Hintergrund in diesen Tagen oftmals Anfeindungen, Schuldzuweisungen bis hin zu tätlichen Übergriffen durch Gleichaltrige. Zugleich haben moslemische Jugendliche und junge Erwachsene vor dem Hintergrund von Demonstrationsverboten, dem Verbot palästinensischer Symbole in den Schulklassen sowie einer als einseitig wahrgenommen Berichterstattung in den Medien vielfach das Gefühl, mit ihren Sorgen und Ängsten nicht gehört und damit von der Mehrheitsgesellschaft nicht anerkannt zu werden.
Im Programm „Verständigung im Fokus – Jugenddialoge zum Nahostkonflikt“ arbeitet die Thomasius-Stiftung mit unserer Partnerorganisation AVP e.V. zur Konfliktprävention in Schulklassen nach dem 7. Oktober 2023. Darin sucht ein Tandem pädagogischer Fachkräfte Schulen & Jugendvereine auf, um dort mit jungen Menschen über das aktuelle Geschehen im Nahen Osten, die Auswirkungen in Deutschland und ihre Gefühlslagen ins Gespräch zu kommen. In Dialogrunden werden Räume geschaffen, in denen die Teilnehmenden über den Konflikt, zu Fragen von Identität, Selbst- und Fremdwahrnehmung nachdenken und im Austausch mit anderen kritisch reflektieren.
Darin gilt es folgende Ziele zu erreichen:
- dem Gefühl von Sprachlosigkeit und Ohnmacht entgegenzuwirken und – im Kleinen – Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, Gefühle wahrnehmen, ausdrücken und reflektieren zu können
- zu einer kritischen Auseinandersetzung mit (eigenen) Stereotypen und Vorurteilen anzuregen
- Methoden der gewaltfreien Kommunikation zu vermitteln und anwenden zu können
- demokratische Konfliktkompetenzen zu stärken
- Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu vermitteln
Lehrgang „Stark für den Frieden“ – Zivile Konfliktbearbeitung verstehen und anwenden“
Im Lehrgang „Stark für den Frieden“ – Zivile Konfliktbearbeitung verstehen und anwenden“ lernten im Jahr 2023 pädagogische Fachkräfte aus Nordrhein-Westfalen Methoden und Strategien des konstruktiven, zivilen Umgangs in gesellschaftlichen und internationalen Konflikten kennen und diese auch anzuwenden. In Workshops setzten sich die Teilnehmenden kritisch mit aktuellen Konflikten und dem eigenen Konfliktverhalten auseinander und erwarben Kompetenzen zur zivilen Konfliktbearbeitung.
Darin galt es, Wege aufzuzeigen, wie im pädagogischen Kontext Lernräume gestaltet werden können, die eine fachliche Auseinandersetzung mit den Themen von Krieg und Frieden, Konflikt und Gewalt ermöglichen, in denen Zusammenhänge reflektiert und Visionen für ein friedvolles Zusammenleben entwickelt werden können.
Inhalte:
I. Frieden – Begriffe und Dimensionen
- Positive und negative Friedenskonzepte
- alltagssprachliches und wissenschaftliches Verständnis von Frieden
II. Grundlagen der Friedensbildung
- Erziehung zum Frieden:
- Aufgaben, Ziele und Strategien der Friedenspädagogik
- Friedenskompetenz
- Verständnis von Konflikten: Ursachen, Formen und Dynamiken
- Gewalt in ihrer direkten, strukturellen und kulturellen Form
- Grundlagen der Konfliktanalyse
- Emotionen und die Rolle emotionaler Kompetenz
- Der Einfluss der eigenen Haltung im Konflikt
- Friedenshandeln
- Friedenslogik versus Sicherheitslogik
- Zivilgesellschaft als Akteur der Konflikttransformation
- Konzepte und Instrumente der ziviler Konfliktbearbeitung
- Visionen für eine friedensfördernde Gesellschaft und Staatenordnung
III. Friedensbildung in der Praxis
- Case-Studies: Erfolgreiche Friedensinitiativen weltweit
- Praktische Ansätze der Friedenspädagogik für junge Menschen
- Erarbeitung von Unterrichtsentwürfen oder einer kleinen Friedensinitiative zu einem ausgewählten Thema
Projekt „Friedensarbeit in Europa“: Fortbildung von Fachkräften
Im Rahmen des internationalen Projektes „Friedensarbeit in Europa“ gab die Thomasius-Stiftung eine Einführung in die Konfliktbearbeitung, Friedensarbeit und Austauschpädagogik für Fachkräfte der Žanis-Lipke-Gedenkstätte Riga und der deutschen Organisation AVP e.V.
Während eines dreitägigen Treffens in Riga nahmen die Fachkräfte beider Länder an einem Workshop zum Thema Friedensarbeit, Friedensbewahrung und Kommunikation in Bezug auf Jugendliche teil. Mithilfe des fachlichen und inhaltlichen Eindruckes in die Friedensarbeit und Austauschpädagogik durch die Thomasius-Stiftung wurden gemeinsame Ziele und Schwerpunkte gesetzt. Darüber hinaus fand eine erste Einarbeitung in die konzeptionellen und methodischen Möglichkeiten und Gegebenheiten zur Umsetzung des Austausches im Jahr 2024 statt.
Hintergrund des Projektes ist der Verlauf politischer Entwicklungen in Bezug auf eine Bedrohung der friedlichen Koexistenz der Länder Europas, insbesondere an der östlichen Grenze. Auf der Suche nach Orientierung und Identität sind Jugendliche dabei besonders von gesellschaftlichen Konflikten und Einflussnahme betroffen, während sie gleichzeitig essentiell für ein friedenvolles Miteinander der Zukunft sind.
Center for Education on Online Prevention in Social Networks
Das TPX-Institut der Thomasius-Stiftung ist seit Juni 2021 wissenschaftlicher Partner des Center for Education on Online Prevention in Social Networks (CEOPS).
CEOPS ist ein bundesweites Fortbildungsprogramm, das junge Menschen durch digitale Lehrgänge befähigt, islamistischen Extremismus in den sozialen Netzwerken zu erkennen und diesem präventiv entgegenzuwirken. Die Lehrgänge vermitteln den Teilnehmenden die Funktionslogik von sozialen Medien, zeigen mögliche Abläufe von Radikalisierungsprozessen sowie die Grundlagen der Online-Präventionsarbeit auf. Weitere Information unter https://ceops.online/
Im Rahmen wissenschaftlicher Prozessbegleitung unterstützt unser TPX-Institut das Programm durch
- Monitoring und Auswertung von islamistischen Webinhalten und Analyse aktueller islamistischer Anwerbungsstrategien
- Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung von strategischen Programmzielen, Schlüsselprozessen, Ausrichtung und Struktur der Angebote
- Wissens- und Ergebnistransfer an die Mitarbeitenden des Programms sowie an die Programmpartner
- Qualitätsentwicklung – Im Rahmen von Prozesssimulationen werden Effizienz und Effektivität des Programms im Hinblick auf die festgelegten Ziele analysiert und Inhalte und Abläufe weiterentwickelt.
Workshop: „NGOs als Akteure der zivilen Konfliktbearbeitung“ (Bishkek, Kirgisistan)
In der Bearbeitung innerstaatlicher Konflikte nehmen NGOs weltweit als sogenannte „fünfte Gewalt“ vermehrt eine zentrale Rolle ein.
Dabei handeln sie im Spannungsfeld zwischen gezielter Informationspolitik, Dialogförderung und der Bildung strategischer Friedensallianzen.
Am 22. September 2021 hielt die Thomasius-Stiftung in Bishkek, der Hauptstadt Kirgisistans, einen Workshop zu den Potenzialen ziviler Organisationen in der Konfliktbearbeitung.
Mit Vertretern lokaler NGOs diskutierten wir u.a. Strategien zur Befriedung innerstaatlicher Auseinandersetzungen in den Ländern Zentralasiens, zur Kooperation ziviler Akteure mit staatlichen Strukturen sowie deren Gestaltung wirksamer Informationspolitik.
Die Thomasius-Stiftung wird in Zukunft ihre Zusammenarbeit mit lokalen NGOs in Kirgisistan ausbauen.
„From scaling social impact to political action“
Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner „KelechekPlus“ aus Bishkek (Kirgisistan) initiierten wir in 2020 die Initiative „From scaling social impact to political action“. Ziel war es Strategien und Methoden zur Skalierung der sozialen Wirkung von kirgisischen NGOs zu entwickeln, um diese in ihrer Rolle als Akteure der politischen Willensbildung und Handlungsorientierung zu fördern. Dazu wurden in Online-Workshops Strategien entwickelt, mit deren Hilfe lokale NGOs die Artikulation von Rechtsansprüchen in multireligiösen Gesellschaften verstärken, benachteiligte Menschen empowern und diese befähigen können, an politischen Prozessen teilzuhaben.
Im Fokus standen dabei die Handlungsfelder:
- Sensibilisierung der Öffentlichkeit & Verbesserung ihrer Sichtbarkeit: Präsenz in lokalen Medien, Kampagnen, Preisverleihungen, strategische Nutzung sozialer Medien
- politische Interessenvertretung und Partizipation: Einrichtung vorinstitutioneller Resonanzräume (Open Space Lab, öffentliche Diskussionsrunden), Zusammenarbeit mit politischen Gremien und Expertengruppen
- Zusammenarbeit mit Peer-Groups und die Rekrutierung von Freiwilligen
- Aufbau von Netzwerken. Verbesserung der Möglichkeiten, aus grenzüberschreitenden Erfahrungen zu lernen.
Die Aktivitäten der Initiative werden in 2021 fortgesetzt.
Gefördert wurde das Projekt durch das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) im Rahmen des Cross-Culture-Synergy Programms.
IHEP-Programm 2019 – Themenfeld Gesundheit
Das International Healthcare-Exchange-Program (IHEP) stellt zu Beginn des 21. Jahrhunderts die internationale Erfahrung einen wichtigen Baustein in der Spezialisierung innerhalb der Aus- und Weiterbildung dar. Das Niveau der medizinischen Praxis und der Ausbildung von medizinischen Fachkräften ist heutzutage ein wichtiger Indikator in der Entwicklung der Gesundheitsfürsorge und sozialer Strukturen in den Kommunen.
Das IHEP-Programm der Thomasius-Stiftung für internationale Bildung und Wissenschaft fördert die Entwicklung von Fachwissen und Expertise in medizinischen Fachgebieten und unterstützt die länderübergreifende Zusammenarbeit und den Austausch von medizinischen Fachkräften.
Im März 2019 hospitierten vier Fachärzte aus der Ukraine im Rahmen unseres IHEP-Programms zwei Wochen in der Orthopädie und Unfallchirurgie des Marienkrankenhauses in Düsseldorf-Kaiserswerth unter dem Chefarzt PD Dr. med. Nebelung. Darin gewannen sie wichtige Einblicke in die arthroskopische Chirurgie, auch Schlüsselloch-Chirurgie genannt, als wesentlichen Bestandteil des heutigen operativen Therapiespektrums in der Orthopädie. Darüber hinaus wurden sie mit den Versorgungsprozessen innerhalb des Krankenhauses als auch mit der Struktur und den Rahmenbedingungen des deutschen Gesundheitssystems vertraut gemacht.
Das Programm:
- Praktikum von examinierten Medizinern (mit einer Dauer von max. 3 Monaten) an einer deutschen bzw. ukrainischen Klinik oder Fachpraxis.
- Schwerpunkte des Programms bilden die Bereiche: Hals-Nase-Ohrenheilkunde, Pädiatrie, Anästhesiologie und Radiologie und weitere.
- Teilnahme der Fachkräfte an einem 2-monatigen Seminar zum Medizin- und Arztpraxis- Management.
- Seminar zum Thema „Interkulturelle Kommunikation“
Ziel des Programms:
Die TeilnehmerInnen erhalten einen Einblick in die medizinische Praxis in Deutschland und der Ukraine insgesamt und in die Arbeit einzelner Fachbereiche wie die Anästhesiologie, Hals-Nase- Ohrenheilkunde, Pädiatrie und Radiologie etc. im Besonderen. Der Austausch trägt bei zum Aufbau und zur Verstärkung der Netzwerke und Beziehungen zwischen den deutschen und ausländischen Bildungs- und Gesundheitssystemen.
Teilnahme:
- Ärzte der Allgemeinmedizin mit oder ohne fachärztliche(r) Weiterbildung
- aktuelle Beschäftigung der BewerberInnen in Kliniken, Arztpraxen oder anderen Gesundheitseinrichtungen
- eine fachpraktische Erfahrung von mindestens drei Jahren
- sowie gute Deutsch- oder Englischkenntnisse
Medizinische Bereiche:
- Anästhesiologie
- Chirurgie
- Hals-Nase-Ohrenheilkunde
- Medizinmanagement
- Neurologie
- Pädiatrie
- Radiologie/Strahlenheilkunde
- Urologie und Weitere
→ Landarzt 2.0
Landarzt 2.0 – Themenfeld Gesundheit
14 junge Ärzte und Ärztinnen aus Deutschland und der Ukraine und ihre Betreuer*innen nehmen 2019 paritätisch an einer 8tägigen Begegnung in Düsseldorf teil.
Im Mittelpunkt der Begegnung steht das Thema der mangelhaften medizinischen Versorgung auf dem Land, die in beiden Ländern ein Problem darstellt und in Zukunft dramatische Auswirkungen annehmen wird. Sie erarbeiten Methoden und Strategien, um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu verbessern und erhalten während der Begegnung einen Einblick in das System der Primärversorgung des Partnerlandes.
Die Teilnehmenden diskutieren gesellschaftspolitische Perspektiven und erarbeiten Strategien für zivilgesellschaftliches Engagement, um die medizinische Versorgung der Landbevölkerung zu verbessern. Es werden Ideen für Nachbarschaftsprojekte entwickelt und die Lobby- und Netzwerkarbeit gestärkt.
Die Ergebnisse des Projektes werden in einer öffentlichen Podiumsdiskussion veröffentlicht und mit Experten diskutiert.
Das Programm:
Der erste Bereich bietet einen (I.) Einblick in die Struktur und Organisation des jeweils anderen Systems der Primärversorgung. Beispielhaft wird von der Alltagserfahrung mit der deutschen und ukrainischen hausarztzentrierten Primärversorgung berichtet.
Im zweiten Themenbereich entwickeln und diskutieren die Teilnehmer auf (II.) fachpraktischer Ebene konkrete Strategien und Methoden zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung der Landbevölkerung. Im Zentrum der Arbeit stehen u.a. die verstärkte Delegation ärztlicher Leistungen an nicht-ärztliches Personal, die Chancen elektronischer Vernetzung von Allgemein-, Facharztpraxen und Kliniken, die Verbesserung praxisinterner Versorgungsprozesse.
Unter (III.) gesellschaftspolitischer Perspektive gilt es schließlich Strategien zu entwickeln, in welcher Weise (a) zivilgesellschaftliches Engagement für eine bessere Versorgung innerhalb der lokalen Bevölkerung gefördert werden kann. Dabei stehen lokale Gemeinschaftsprojekte im Zentrum der Diskussion.
Darüber hinaus erarbeiten die jungen Ärzte (b) Strategien und Handlungsformen mit denen sie gemeinschaftlich Einfluss auf lokale und überregionale politische Strukturen nehmen können, um die Förderung der medizinischen Nahversorgung der Landbevölkerung anzuregen.
Ziele des Programms:
Das Programmziel ist im Rahmen eines Ideentransfers zur internationalen Vernetzung zwischen jungen Ärzten aus Deutschland und der Ukraine zum Ausbau der medizinischen Versorgung auf dem Land beizutragen.
Teilnehmer:
- Junge Ärzte der Allgemeinmedizin mit oder ohne fachärztlicher Weiterbildung aus Deutschland und der Ukraine zwischen 26 und 35 Jahren
- 6 Teilnehmer aus Deutschland
- 6 Teilnehmer aus der Ukraine